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Unerwünschter Besuch - Rezension zu "Was damals geschah"

 

 

 

Das dunkle und düster wirkende Cover gefällt mir hier sehr gut. Es ist schlicht und spiegelt dennoch die geheimnisvolle Stimmung wieder, die der Titel bereits verspricht. Dazu trägt vor allem die Blumenranke bei, die sich durch die Schrift schlängelt.

Durch Instagram wurde ich auf die englische Originalausgabe aufmerksam, die unter dem Titel "The Family Upstairs" veröffentlicht wurde. Ich beschloss, die deutsche Übersetzung zu lesen. Als Titel gefällt mir "Was damals geschah" eher weniger. Ich hätte mir schon mehr Einfallsreichtum vom deutschen Verlag gewünscht, aber na ja ...

Das Buch wird in mehreren Handlungssträngen erzählt. Libby ist in der Gegenwart und erbt gerade ein großes Haus in London, das Teil ihrer Vergangenheit ist. Lucy, ebenfalls in der Gegenwart, schlägt sich mit ihren Kindern mehr schlecht als recht in Frankreich durchs Leben. Die dritte Erzählebene beginnt Ende der 1980er Jahre, ebenfalls in London, und begleitet Henry in eben jenem Haus, das Libby Jahrzehnte später erbt. Es ist also von Anfang an klar, dass alle drei Handlungen miteinander verwoben sind.

Die Vergangenheit wird von einem Ich-Erzähler erzählt, die anderen beiden Ebenen von einem personalen Erzähler. Obwohl man mit jedem Kapitel in einen anderen Handlungsstrang wechselt, hat das keinen negativen Einfluss auf das Lesetempo. Eher im Gegenteil, weil man ja überall wissen möchte, wie es weitergeht. Dementsprechend schnell hab ich das Buch auch durchgelesen. Nach 2 Tagen war ich fertig. Die verschiedenen Figuren haben mir gut gefallen, weil sie eine gewisse Tiefe mitbrachten. Einen Favoriten konnte ich aber nicht ausmachen. Sie haben alle ihre Eigenarten und Besonderheiten, so wie im echten Leben auch. Alle haben sich im Laufe der Geschichte weiterentwickelt, manchmal auch so, dass mir der Mund vor Erstaunen offen stand.

Die Handlung war sehr spannend, stellenweise auch etwas beklemmend. Die Autorin überträgt diese Atmosphäre durch ihren mitreißenden Schreibstil wirklich gut auf den Lesenden. Und obwohl die Stimmung zu 90 % düster und bedrückend ist, gibt Lisa Jewell den Leser*innen ein wirklich gutes Buch an die Hand.

 

Fazit:

Auch wenn es anfänglich schwer scheint, die vielen Namen und Personen auseinanderhalten zu können, so kommt man schnell damit klar, wenn man diesen Roman konzentriert, und nicht nur nebenbei, liest.

Die Autorin hat hier ein gut durchdachtes Konstrukt geschaffen, welches spannend und tragisch zugleich ist. Wer also gern vertrackte Familiengeschichten liest, die sich über verschiedene Zeitebenen ziehen, ist bei "Was damals geschah" gut aufgehoben.

 

4 Sterne


Bibliografische Infos

Titel: Was damals geschah

Autor/in: Lisa Jewell

Verlag: Limes 

ISBN:978-3-8090-2732-4

Seiten: 432

ET: 2021-11

 


Dieses Buch erhielt ich als Rezensionsexemplar von Limes! Vielen Dank.

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